Mittwoch, 1. April 2009

Das Ende der Strasse

Hallo aus Panama City! Die Landbrücke, welche Costa Rica und den Rest von Central Amerika mit der neuen Welt (Südamerika) verbindet, bietet einiges mehr als die Interamericana (die Haupt-Nord-Süd-Strassenverbindung von Alaska nach Feuerland, welche 300 km östlich von Panama City plötzlich als Sackgasse im Urwald endet). Als erstes sind da die Temperaturen: wie in jedem neuen Land erschlägt uns auch hier einmal mehr die Hitze, irgendwie kommt pro Land einfach 2 bis 3 Grad hinzu...

Aber noch kurz zurück nach Costa Rica: Ja was wir da in unseren Tagen in "Drake", einem 100-seelen-Kaff am Rande oder eher inmitten des Urwalds auf der Halbinsel Osa alles erlebt haben, erlebt man in 50 Zoo-besuchen nicht! Die folgenden Bilder geben einen Eindruck, was da im Wald so abgeht. Alle Fotos sind übrigens ohne lokalen Führer und nur mit einfacher Digitalkamera entstanden. Sämtliche Tiere sind uns quasi über den Weg gelaufen. Unglaublich und faszinierend zugleich!










































Zurück nach Panama. Kaum hinter der Grenze werden wir also eingehüllt in die heisse Nachmittagsschwüle, dass uns der Schweiss in Bächen in die Motorradstiefel läuft (Wenn man sie auszieht und umdreht, läuft ein ansehnliches Rinnsal raus.). Endlich kommen wir in David, der zweitgrössten Stadt von Panama an und gönnen uns zwangsläufig das beste Hotel der Stadt (wegen einer internationalen Ausstellung sind alle von uns vorher angefragten Hotels voll). Und das hat KLIMAANLAGE!!!! Das wir das nach 2 Monaten des Schwitzens in Billigabsteigen wieder erleben dürfen! Dann gibts da noch fast schon Vergessenes wie Satellitenfernsehen und zwei echte King-size-Betten mit weissen Bettlaken und das Beste: Wer vor lauter künstlich erzeugter Kälte im Zimmer eine warme Dusche nehmen will, kann sogar auf HEISSES WASSER zurückgreifen! Und das Gganze für schlappe 33 Dollar! Leider bleibt der Traum von kurzer Dauer, denn auch dieses Hotel ist morgen ausgebucht. Am Abend sind wir dann auch noch kurz bei der Ausstellung (Züspa auf Mittelamerikanisch) vorbei gegangen und hätten beinahe das Motorrad gegen ein Auto des Typs Toyota Cruiser umgetauscht... ICH MACH NUR SPASS! Natürlich hätte ich das NIE zugelassen, auch wenn Kim schon fest mit dem Auto geliebäugelt hat ("da könnten wir viel mehr Kleider mitnehmen und ich könnte schlafen während du fährst.."). Ein Blick auf das Preisschild hat aber auch sie dann von unserer unsinnigen Idee abgebracht.

Am übernächsten Tag gings nach einem kurzen Ab- oder eigentlich sollte man sagen Auf-stecher ins aahegelegene Kaffeeanbaugebiet (von 0 auf 1600 Meter oder von 36 auf 20 Grad in 40 Minuten) um den Vulkan Baru und dem bekannten Touristenort Boquete mit seinem lokal gepflanzt, geerntet, geröstet und gebrauten Kaffee (mmmmh!) und angenehmen 21 Grad (Kim findets zu kalt...) gehts schnurstracks Richtung Panama City mit seinem weltbekannten Panama-Kanal.

Schnurstracks heisst soviel wie 500 km langweiligste Schnellstrasse, mit Bestimmtheit die langweiligsten Kilometer in ganz Zentralamerika! Unterbrochen wird die Fahrt im "Backofen" nur durch die zahlreich versammelten Verkehrspolizisten, die allesamt ausgerüstet mit den pistolenartigen Radargeräte auf einen zielen (Leider fehlt es dann jedoch meistens am Geld für die notwendigen Batterien, wie uns ein Einheimischer später erzählt...). Gottseidank fungiert auch hier die Lichthupe des Gegenverkehrs als Polizeiwarnsystem. Und trotzdem haben es die fleissigen Ordnungshüter natürlich auf die Gringos mit ihrem schnellen Motorrad abgesehen! Nicht weniger als 3 mal werden wir in diesem Teilstück der Schnellstrasse (wobei "schnell" 100 km/h und 1 Spur bedeutet) angehalten. Zwei Mal geht es mehr um die Motorradbesichtigung als um die eigentliche Verkehrskontrolle aber der Dritte Polizist wills dann wissen: "Wie schnell sind Sie gefahren?" Ich glaube gesehen zu haben, dass da vor 500 Meter eine 100 km/h-Tafel gestanden hat und antworte mit Überzeugung in der Stimme "100 km/h.". Der Polizist schüttelt verächtlich den Kopf und übertrumpft mein Gebot um 12 Stundenkilometer. Ich seie 112 gefahren und wenn ich den Beweis haben wolle, solle ich ihm zu seinem munzigen Suzuki-Motorrad folgen, welches etwa 100 Meter hinter uns im Schatten eines Baumes steht und definitiv kein Radargerät besitzt. Ich argumentiere gekonnt, dass ich mein Motorrad nach dem dominant im Cockpit meiner Maschine plazierten GPS-Navigationsgerät einstellen könne, worauf meine BMW die vom Satelliten vorgegebene Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometer exakt einhalten würde. Der Polizist stockt, macht kurz grosse Augen und guckt sich mein GPS mit kennerischer Mine an und meint darauf: "Dann sei es ja gut, ich könne weiterfahren!"...

Mittlerweile sind wir also seit gut 10 Tagen in Panama City und haben zahllose Pendenzen erledigen können, auch wenn die wichtigsten Dinge leider noch fehlen. So haben wir meine in den Wellen von Costa Rica versunkene Brille ersetzt, Kims Kleiderschrank um das vierfache ausgedehnt, waren auf Kurzurlaub auf dem San Blas Achipelago (370 kleine Paradiesinseln im flachen türkisblauen Karibikwasser, siehe Fotos), haben den Panama Kanal besucht (Miraflores Schleusen, kleiner als wir es uns vorgestellt haben, dafür war zufällig der Panamesische Präsident und die Belgische Königin (oder Prinzessin?) anwesend), haben das Motorrad zum BMW-Händler gebracht und den 30000 km Service für CHF 60 (zum Vergleich: 20000 km Service in den USA für CHF 540!) machen lassen. Ja und leider warten wir immer noch auf zwei kleine Ersatzteile, die aus den USA eingeflogen werden müssen. Der ABS-Sensor muss ersetzt werden, da sonst das ABS nicht funktioniert und beim Motorblock rinnt schon zum zweiten Mal etwas Öl aus der Dichtung. Also muss auch ein neuer Dichtungsring her. Ja und leider kommen die Teile morgen Mittwoch nicht wie versprochen an, auch das ist halt Zentralamerika. Nach 5 mal anrufen und dauernd am Ball bleiben und den Mechaniker erinnern, dass er die Teile auch ja bestellen soll, hats leider doch nicht geklappt. "Ich solle morgen ein sechstes Mal anrufen, dann wisse er mehr..." so geht das nun seit einer Woche. ÄRGERLICH!
Glücklicherweise weilt seit gestern Abend aber ein freundlicher Herr bei uns im Hostel und der kennt anscheinend den gesamten BMW-Vorstand in München. Er hat sich heute Mittag anerboten, einmal ein paar e-mails zu schreiben und siehe da: als wir Nachmittags vom Shopping kommen, habe ich 3 e-mails vom BMW Regional-Manager Central Amerika in der Inbox in welchen er mir erklärt, er würde mich anrufen und, dass er den Leuten in Panama Beine gemacht hätte. Man würde sich bis Morgen bei mir melden mit einem definitiven Liefertermin! Ja, Einfluss muss man haben, das erleichtert einem so manchen Ärger.
Wenns dann klappen sollte mit den Teilen, wären wir so gegen Ende Woche (3. April) einen Kontinent weiter! Wir verfliegen das Motorrad mit der GIRAG Frachtfluggesellschaft von Panama City nach Bogota, Kolumbien und werden dem Motorrad einen Tag später nachfliegen. Wär da nicht der berüchtigte "Darien Gap" (ein etwa 100 km breites Band unpassierbarer Urwald um die Grenze zwischen Panama und Kolumbien), würden wir natürlich fahren. Unpassierbar übrigens nicht in erster Linie wegen der fehlenden Strassenverbindung oder der sumpfigen Flusslandschaft, sondern viel mehr wegen der zahlreichen sich im Urwald tummelnden Guerilla, Piraten und Drogenkuriere sowie der paramilitärischen und militärischen Gegenveranstaltungen...

In Kolumbien gelandet, beginnt dann die Phase 3 unserer Reise (1 USA, 2 Mexico und Mittelamerika)... Hoffentlich stimmt es nicht, dass die Regenzeit in Kolumbien äusserst regenreich und von April bis May gehen soll... Ade Strand und Sonne!

4 Kommentare:

Werni-Eve hat gesagt…

Ist schon phantastisch, was ihr alles so sehen und erleben könnt! Ihr bewegt euch schon als richtige Einheimische durch diese Länder mit ihren eigenen Sitten und Bräuchen. Und beinahe hats euch erwischt! Stellt euch vor (Kim ists ja bereits passiert....), die Weiterreise in einem echten und geräumigen Offroader der Spitzenklasse Toyota Landcruiser Heavy Duty HZJ geniessen zu können :-)
Ich habe Herzklopfen bekommen.... Ja ich weiss, eure BMW wird es auch schaffen und Ralph könnte sich nie trennen davon (hihihihi).
Hasta luego, Papi

Andisista hat gesagt…

Ich möcht eu mal ganz herzlich danke, dass ihr eus Daheimgebliebenen immer wieder mit eune schöne Bilder und spannende Bricht tüend d Wuche versüesse. Dank eu chönd mir in Gedanke mitreise, das tuet amix no guet :-)
Alli wo regelmässig de Blog läsed möcht ich motiviere, doch au mal es Iiträgli/Kommentar z mache. Ich bin sicher, Jupiters Enkel hetted Freud dra!! :-) Ich wünsch allne en sunnige Früeligstag! (jeee, ändlich isch er au bi eus iitroffe!) Andi

sam hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
sam hat gesagt…

Hello Les Amis!
Wo ihr vor 7 Mönät ufbroche sind, heti niä dänkt das ihrs i dere lange ziit nume grad en halbe (oder halt en ganze, wämer ufrundet;-)) Kontinent wiiter chömed. händer ned mal wele eimal um d'wält?:-) i finds uf jedefall guet, dass ihr eu ziit nämed und langsam läbed.. mached wiiter so, dän bliebeder sicher gsund!
alles gueti und hoffendli däfemer bald wieder a eue entdeckige teil ha.
OneLove