Donnerstag, 4. Juni 2009

Adiiiios Kolumbien! Bienvenidos Venezuela!










Adios Kolumbien! Bienvenidos Venezuela!

Wow, weiss fast nicht wo beginnen, so vieles haben wir in der Zwischenzeit erlebt! Zuerst mal: uns geht es sehr gut! Wir sind gestern ohne Probleme nach Venezuela eingereist (ausser dass einmal mehr alle Grenzbeamten gleichzeitig Mittagspause machen, obwohl immer beteuert wird, dass die Grenze über Mittag geöffnet sei...:-). Wir fuhren nach Maracaibo, wo uns einmal mehr das Glück begleitete! Beim Vorbeifahren an einem Motorradladen winkten uns die Leute die davor standen und wir beschlossen zu halten, da es schon spät war und wir noch kein Hotel gefunden hatten. Nach 5 min plaudern (wir sassen noch immer auf dem Motorrad und hatten noch nicht einmal unsere Helme abgenommen) lud uns dann der Besitzer des Ladens zu sich nach Hause ein, wo wir jetzt auch gerade sind, bekocht werden und uns wie zuhause fühlen können;-) ohne jegliche Gegenleistung! Muchas gracias Mario und Onix! Die Gastfreundschaft der Leute hier ist echt unglaublich! Auch in Kolumbien war das der Fall, aber dazu später.

Was wir bis jetzt sonst noch über Venezuela sagen können: Der Benzinpreis ist uuuuuuunglaublich tief! Eine Tankfüllung (16 Liter) erstklassiges Lokalbenzin kostet 1 Franken 50 Rappen! Als wir das 1. mal bei BP zum Tanken gingen, meinte der Tankwart: „Was so wenig Benzin?!“ Geschenkt! gibt’s doch gar nicht!

Was hier jedoch nicht zu unseren Gunsten ist, ist der offizielle Wechselkurs (danke Hugo Chavez!). Mit diesem kostet für uns alles fast gleich viel wie in der Schweiz. Geht man dagegen auf den Schwarzmakt, kriegt man für seine Dollars das 3-fache, was die Preise ganz gewaltig purzeln lässt! Logische Folge: leider gibt es in Venezuelas Banken keine Dollar zu kaufen. Nun haben wir auf Rat von Mario hin entschieden, dass wir nochmals nach Kolumbien gehen um Dollar zu holen... Naja, ein kleiner Umweg des guten Geldes wegen kann wohl nicht schaden. Für alle, die bald einmal nach Venezuela reisen, bringt Devisen mit!

Was ebenfalls nicht zu meinen(Kim) Gunsten ist, ist der pure Machoismus hier! Der Uebertrifft echt jedes Klischee! Hier ist es an der Tagesordnung, neben der Frau/Mama zu hause, mit nem klotzigen Motorrad herumzukurven, anzugeben und danach seine Geliebte(n) zu treffen....ich weiss nun mit Gewissheit, dass wir Menschen(oder zumindest die Männer;-) von den Affen oder Gorillas abstammen...

Was hier auch (nicht) erstaunlich ist, dass auf den Strassen sehr viele (auf dem Land gar ausschliesslich) uralte Ami-Autos (Chevrolets) herumfahren! Kein Wunder bei den günstigen Benzinpreisen.

Wegen der Wasserknappheit die hier in Maracaibo herrscht, hat man nur während 3-4h pro Tag (!!) zu bestimmten Zeiten fliessend Wasser und das, obwohl die Stadt am Ufer eines der grössten Süsswasserseen der Welt gelegen ist... (ob der Lago de Maracaibo dem gleichen Schicksal erliegt wie der Aralsee in Kasachstan? Dort ereignet sich ja seit 40 Jahren eine der grössten durch den Menschen verursachte Naturkatastrophe:-(((http://de.wikipedia.org/wiki/Aralsee)

Was ich mir vor der Reise nie hätte vorstellen können, tritt langsam ein: Überhitzung! Seit Wochen herrschen Temperaturen über 30 Grad und nachts wird’s kaum kühler. Sich bewegen, geschweige denn Motorrad fahren werden dabei zur Qual. Sogar das karibische Meer bietet mit seinen 28 Grad nicht gerade die erwünschte Abkühlung. Einzig das Bier enttäuscht uns bisher nicht, denn egal wie heiss, ein Kühlschrank oder Eis zur Lagerung ist immer vorhanden! Auf Bier ist halt Verlass!;-)

So nun muss ich die Zeit einige Wochen zurückdrehen und einiges nachholen von Kolumbien:

Das Reisen in Kolumbien lief problemlos und das Land hat uns super gefallen! Es reicht gar für den Titel „2. bestes bisher besuchtes Land unserer Reise“ und liegt fast gleichauf mit Costa Rica und dies aus folgenden Gründen: 1. Die unübertreffbare Gastfreunschaft der Kolumbianer! Als wir zum Beispiel nach 10-stündiger Fahrt um 8 in Medellin ankamen und einfach kein passendes Hostal finden konnten, fährt ein Motorradfahrer mit seiner uralten GS (BMW) heran und hält zum Hallo sagen. Auch ihn fragen wir ob er ein günstiges Hotel kenne. Wie könnte es anders sein: er lädt uns zu sich nach Hause ein:-) Motorradfahrer sind halt schon super Typen!!;-)

Muchas gracias Juan Pablo an dieser Stelle! Er war so nett zu uns! Er hat uns in der ganzen Stadt herumgeführt, ist mit uns in die hiesige BMW-Werkstatt (Ruta 40, empfehlenswert!) gekommen, hat mit uns einen Reifen beim Reifenhändler gekauft, unseren Reifen auch selbst gewechselt, hat uns immer zu allem eingeladen, uns mitgenommen zu seinen Freunden, in dieser Zeit kaum gearbeitet.. und vieles mehr! So kam es, dass wir eine ganze Woche bei ihm blieben und uns Medellin und seine Einwohner sehr ans Herz gewachsen sind!

Solche Erlebnisse sind einfach wunderbar, wenn man neue Freunde gewinnt und dabei einen Einblick ins echte Leben der Bewohner eines Ortes erhält.

Cartagena, welche als Perle der Karibikküste gilt hat uns mit seiner befestigten Kolonialstadt sehr beeindruckt! Allerdings muss man wie immer an sehr touristischen Orten, extrem gut aufpassen, dass man nicht übers Ohr gehauen wird. Was uns leider passierte. Wir bezahlten dafür um einen ganzen Tag auf einer Insel baden und schnorcheln zu gehen, waren dann aber am Ende nur 1h da, weil wir die restliche Zeit auf diverse Boote warten, Touris von anderen Inseln abholen mussten und an Land abgesetzt wurden, weil wir den Eintritt ins Aquarium (Tierquälerei) nicht bezahlen wollten ...nerv..

Weiter fuhren wir nach Santa Marta und Taganga, worüber immer sehr viel geschwärmt wurde. Uns hat es jedoch nicht speziell gut gefallen, da es sehr touristisch war (sprich: schlechtes Preis-Leistungsverhältnis wegen zu vielen Kurzurlaubern, die auch mal gerne etwas mehr bezahlen oder sich abzocken lassen..). Trotzdem machten wir auch da eine ganz tolle Erfahrung! Auch da wieder auf der Suche nach Unterkunft kam ein junger Mann und fragte uns, ob wir bei ihnen im Vorhof für 5 Franken in Hängematten übernachten wollten. Da das Hotelangebot nicht sehr prickelnd war, entschlossen wir uns, sein Haus einmal anzuschauen. Wir wurden herzlich von der gesamten Familie empfangen, welche extrem ärmlich wohnte und man zeigte uns unseren Schlafplatz (siehe Foto). Wir entschieden uns, statt in Hängematten auf useren Schlafmatten mit darübergespanntem Moskitonetz im Freien zu schlafen.

Wieder einmal mehr hat uns die Einfachheit und die Liebenswürdigkeit der Leute entzückt!

Wir merken, dass wir immer mehr versuchen, uns nicht mehr bloss von Touristenattraktion zu Touristenattraktion zu hangeln, sondern geniessen es, in kleine verschlafene Dörfchen zu gehen, wo sich selten ein Tourist hin begibt. Das Gefühl des Entdeckens wirkt sehr inspirierend. Bei einem solchen Versuch stiessen wir dabei auf einen echten Geheimtipp: Dibulla (ein extrem ärmliches jedoch charmantes kleines Dörfchen an einer Flussmündung ins karibische Meer)!

Wir waren im einzigen Hostel des Dorfes, direkt am Sandstrand gelegen! Die meisten Dorfbewohner waren anfangs sehr skeptisch uns gegenüber und sehr zurückhaltend bis hin zu mürrisch. Je länger wir jedoch da waren, je mehr tauten sie auf und merkten, dass wir ihnen nichts böses wollen. Wir schlossen tolle Freundschaften vor allem mit den Kindern: JUAN, 13 und MARIA, 12! einer Familie, deren Vater im Restaurants des Hostals am Wochenende als Kellner arbeitet. Wir verbrachten einen ganzen Tag mit ihnen und liessen uns unzählige Male vom Fluss (in welchem sich die Leute waschen:-) ins Meer treiben. Diese Familie hat zu wenig Geld um die Busfahrt zu bezahlen, damit ihr körperlich behinderter Sohn zu einer Gratisoperation in eine grosse Stadt fahren kann und versucht seit langem für das Ticket Geld vom Staat zu bekommen... Dies hat uns Juan so nebenbei erzählt. Diese Leute ernähren sich nur von wildwachsenden Mangos und Fisch. Fisch zum Frühstück, Mittagessen und wenns reicht auch noch zum Nachtessen. Unvergesslich war zuzusehen, wie die Kinder zum Mittagessen den GANZEN Fisch assen (inkl. Grähte, Kopf, Flossen!).

Was auch mal wieder eine spezielle Erfahrung war: einmal mit Ratten im Zimmer zu schlafen (statt wie sonst oft mit Kakerlaken oder Ameisen), welche auch hin und wieder ihr Geschäft auf unser Bett von den Balken herab verrichteten;-) Aber man gewöhnt sich echt an so Sachen! Man fände es besser anders, aber man regt sich kaum noch auf.

Ein suesses Detail von Kolumbien: alle Leute sagen viele Sachen mit -ito angehaengt. So z.B. Sopito, was Süppchen bedeutet. Oder Ralphs Favorit: Permisito (Entschuldigungchen:-) Oder mein Liebling: Ralphito;-)

Aber es ist halt schwierig das Erlebte zu beschreiben, man muss das echt mal erlebt haben wie diese Leute hier sind und wie positiv es sich auf einem auswirkt wenn man eben nicht fast alles zu Füssen liegen hat. Natürlich hat es wie bei allem auch eine Kehrseite der Medaille! Die Kriminalitätsrate ist hoch wegen der grossen Armut, es herrscht Knappheit an lebensnotwendigen Gütern, die medizinische Versorgung ist mangelhaft, Tiere werden bei weitem nicht artgerecht gehalten und wegen mangelhaften technischen Systemen ist die Verschmutzung von Wasser und Luft gross! Z.B. der grosse Fluss, der von Medellin wegfliesst, ist immer dreckbraun, stinkt zum Himmel und ist ganz von einer dicken Schicht Schaum bedeckt (wohl Seifenreste?) und die Schulbildung ist nicht für jedes Kind gewährleistet (sorry, der Sozi ging wiedermal mit mir durch:-)!

Bald sehen wir uns ja schon wieder! Anfangs September in der CH!

Bis dahin alles Gute! Ralphito y Kimita

Übrigens: Ab Oktober sind wir vielleicht mit vier Rädern unterwegs! Roman, einer von Ralphs besten Freunden wird sich uns mit dem selben Motorrad anschliessen, worauf wir uns freuen! An alle meine Freundinen: es wäre also noch eine Mitfahrgelegenheit, bei einem charmanten Motorradfahrer zu haben;-)

Aufruf! Michael und Andrea Hirschberger aus Deutschland! Die Mailadresse die ihr uns gegeben habt funktioniert nicht! Bitte schickt uns doch die korrekte! Wäre schade den Kontakt zu euch zu verlieren!