Mittwoch, 18. Februar 2009

Amerika Mitte: Vom Winde verweht...


Von wo ich jetzt gerade schreibe? Von Costa Rica, Playa del Coco (wobei der Strand nicht der Rede wert ist), dafür können wir bei kennen gelernten Ticos (so nennen sich die Leute von hier) im Office ihrer Motorrad-Werkstatt, welche auch Küche und Bad hat, hausen! MUCHAS GRACIAS ANDREA, STANLEY Y OSCAR de WANA RIDE! Also mal wieder ein Glücksfall, zu welchem uns unser treues Gefährt verholfen hat, da diese Motorradfans natürlich sofort auf unser Schmuckstück aufmerksam wurden, als sie es erblickten:-) und uns Wildfremde kurzerhand zu sich einluden. 1:0 Costa Rica!

Jetzt werden wir wohl 2-3 Nächte hier sein, man kann den Leuten ja auch nicht zu lange auf der Pelle sitzen!


Von Honduras und Nicaragua haben wir glaube noch gar nichts geschrieben! Ja Honduras hat uns bis jetzt am wenigsten von den Socken gehauen: einen anständigen See, mehr haben wir nicht entdeckt (sind in knapp 1 Woche ja aber auch nicht durchs ganze Land gebraust). Auch sind wir da eher reservierten, auf uns herunterschauende Menschen begegnet, was jedoch auch Pech gewesen sein könnte. Aber die Tendenz ist allgemein schon eher so, dass die Menschen wohl etwas neidisch sind auf uns und oft das Gefühl haben, wir seien Millionäre (was wir ihnen gegenüber wohl auch sind). Und evtl. auch weil sie schon schlechte Erfahrungen mit Touris gemacht haben??!

Nicaragua wiederum hat uns seeehr gut gefallen! Nach Grenzübertritt wird man bald von einer beeindruckenden Kette von Vulkanen empfangen und passiert eine unsäglich heisse Strecke wo überall Dust-devils (kleinere Tornados) zu sehen sind. Diese scheinen es Ralph anzutun, dauernd wollte er anhalten, um eine solche Windhose von nahem zu erleben, NEIN DANKE!

Granada und Leon sind zwei schöne Kolonialstädte, wobei Granada der herausgeputzte und Leon eher der unrasierte Bruder sein könnten. In Granada wurden die schönen Kolonialbauten mit harten Dollar restauriert, in Leon hingegen verfallen die Kirchen, was ihnen ironischerweise einen originaleren Look gibt. Allerdings hats im schönen Granada auch einiges an Touris, da stehen die Strassenmusikanten auch schon mal Schlange vor deinem Tisch... Mühsam!


Das Highlight war jedoch der Besuch der Isla de Ometepe! Das ist eine Insel, welche durch den Ausbruch von zwei Vulkanen in Mitten eines Sees entstanden ist! Dafür mussten wir mit einer Fähre (Klasse: Nusschale) über den gigantisch grossen (Bodensee? was für eine Pfütze!), eher meerhaften Lago de Nicaragua (inkl. Süsswasser-Haie und 2 Meter hohe Wellen) übersetzen (mir wurde es dabei so übel wie noch nie in meinem Leben..., dies ein Grund mehr, warum ich dann am liebsten da bleiben wollte...).


Dort genossen wir einfach das windige Inselfeeling, wobei Baden nicht so anmachte, da es wegen Hochwasser keine Strände hatte und ein rauer Seegang herrschte.

Dies wegen des starken Windes (bisweilen Lastwagenumkippend!), welcher uns eine Woche auf der Insel „gafangen“ hielt nachdem er zuvor eine Fähre zum kentern gebracht hatte!! In dieser Zeit waren wir mit zwei deutschen älteren Käuzen (Rolf und Richard) aus Platzgründen in einem 4er-Zimmer. Sie reisen auch mit dem Motorrad von Nord nach Süd und wir sind uns auch schon einige Male unverhofft wieder über den Weg "gefahren". Herzlichen Dank Richard für dein ausgeliehenes Geld, während wir auf der Insel (ohne Bank) Robinson Crusoe spielen mussten...

Mit den Stränden hatten wir leider bisher nie so Glück ausser in Mexiko (Puerto Escondido: te amos!!:-), was sich hier in Costa Rica hoffentlich ändern wird!


Gestern haben wir hier in Playa Coco einen interessanten, ehemaligen Motocross-Fahrer aus den Staaten (Landessieger USA Supermoto 2007) kennen gelernt, welcher nach einem schweren Rennunfall (Titanellenbogengelenk siehe Foto) mit 17 ein Trucker-business aufbaute und mit 35 Jahren (mittlerweile 700 Trucks und 10000 Mitarbeiter) in Frührente (Neid, Neid..) ging, noch ein wenig Super-Moto fährt als Hobby... und jetzt mit einem brandneuen KTM 990 S Dakar (Geschenk des Hauses KTM...) Motorrad in der Weltgeschichte rumfährt und bei Gutdünken auch mal einem lokalen Business 50000 Dollar Starthilfe zustreckt (für unsere Weltreise hatte er leider gerade kein Kleingeld übrig, dafür durfte Ralph mal mit seiner 50000-Dollar-Maschine eine Runde drehen)!

Der Typ (nennen wir ihn Chris), also Chris hat uns dann beim Besuch des Four Seasons Hotels (inkl. Golfplatz, 4 Privatstrände, 2,5 dl Wasserflaschen von den Fidji Inseln für schlappe 6 Dollar und Gästen wie Angelina Jolie etc.) auch so einige Anekdoten aus seinem „früheren Leben“ geboten. Sätze wie „hier in Costa Rica fühle ich mich auch ohne meinen Bodyguard sicher.“ oder „Meine Frau kriegt von mir 3000 Dollar pro Woche Taschengeld (trotzdem will sie sich scheiden lassen(anm. d. Red.))“ oder „dann wollten wir mit den Kindern mit unserem Privatflieger ins Disney-World fliegen, aber die Kinder hatten keine Lust, da wir schon vor 3 Monaten da waren...“

Uns geht’s gut (sogar besser seitdem wir Chris kennen, denn Reichtum macht definitiv nicht glücklich, empirisch bewiesen!), ausser dass ich ab und zu vermisse, eine Aufgabe zu haben, sprich etwas Nützliches für andere Menschen zu tun.

Dem Motorrad geht’s auch blendend, allerdings gibt es erste Anzeichen, dass es sich bald wieder einen Service wünscht: ABS hat sich abgemeldet und etwas Öl läuft erneut bei der bereits in Albuquerque, USA reparierten Motorblockdichtung aus. Jedoch kein Grund zur Sorge, unsere 800er Twin steckt das locker weg!

So, das wars für heute. Ich hoffe, niemand ist beim lesen eingeschlafen, denn es ist halt spannender die Dinge zu erleben als darüber zu lesen.

Die liebsten Grüsse vom Pazifikstrand! Ralph und Kim